Wandervorschläge ums Naturfreundehaus Gerresheim

Das untere Gerresheim und die Glashütte

von Matthias Möller, Erkrath

Wanderzeit: ca. 2 Stunden

Auf unserer Tour durch das untere Gerresheim lernen wir einige Orte kennen, die zeigen, wie sehr die Glashütte diesen Stadtteil geprägt hat und teilweise immer noch prägt. Doch diese Episode lokaler Geschichte ist mittlerweile Vergangenheit: der letzte Eigner, Owens Illinois, hat die Glashütte dicht gemacht, um noch mehr Profit machen zu können. Alle Proteste der "Hötter" und der Düsseldorfer Bürger, denen sich auch die NaturFreunde Düsseldorf angeschlossen haben, haben leider nichts ausrichten können gegen diesen Machtmissbrauch eines internationalen Konzerns. Nun soll auf dem Gelände der Glashütte das Wohngebiet "Glasmacherviertel" entstehen.

Vom Naturfreundehaus laufen wir die Morper Straße entlang in Richtung Gerresheim. Nach dem Ende der Kleingartenanlage sehen wir nach etwa 400 Metern auf der linken Seite mehrere kleine Häuser stehen. Diese gehören zur "Neustadt" der Glashüttensiedlung, die wir durch die Portastraße betreten.

Siedlung Neustadt

Mit Zunahme der Glashüttenbelegschaft entstand diese Siedlung zwischen 1879 und 1880, sie enthielt 203 Wohnungen um vier Höfe gruppiert. Viele der Wohnungen haben im Inneren eine "Dunkelkammer", fensterlose Räume, damit die nachts arbeitenden Glasmacher tagsüber schlafen konnten. Mit diesen bis etwa 1918 mietfreien Wohnungen sollten die Arbeiter enger ans Werk gebunden werden, durch die Nähe zur Hütte waren sie auch kurzfristig zur Arbeit verfügbar, wenn die Öfen heiß waren. Auf dem Platz in der Mitte der Siedlung fand regelmäßig ein Wochenmarkt statt, auch stand hier eine Pumpe für die Frischwasserversorgung. Heute ist die Siedlung an Privatleute verkauft, die ihre Häuser teils mit viel Liebe renoviert haben, so dass sich diese älteste noch erhaltene Arbeitersiedlung Düsseldorfs ansehnlich präsentiert.

Durch die Owensstraße verlassen wir die Siedlung und biegen auf der Heyestraße links ab in Richtung Bahnhof Gerresheim. Der Bahnhof präsentiert sich in seiner Fassade noch weitgehend so wie zu seiner Eröffnung im Jahr 1838 und liegt an der ersten westdeutschen Eisenbahnstrecke, der 1841 fertig gestellten Bergisch-Märkischen Bahn von Düsseldorf nach Elberfeld. Diese Bahnstrecke war damals ein wesentlicher Grund für Ferdinand Heye, seine Glashütte in Gerresheim zu errichten.

Durch den - zugegebenermaßen recht unansehlichen - Tunnel unter den Gleisen erreichen wir die andere Seite der Bahn, wo wir uns gleich links und in der Glashüttenstraße wieder nach rechts wenden. Auf der Höhe der Düsselüberquerung - vor dem Lokal "Zur Düssel" biegen wir nach rechts ab und erreichen einen weiteren Teil der Glashüttensiedlung, die 1887 bis 1890 bebaute Alte Insel. Hier verlief bis zur Begradigung im Jahr 1958 die Düssel in einer weiten Schleife, so dass die Siedlung tatsächlich fast auf einer Insel lag, sogar ein Strandbad gab es dort.

Ein Fußweg führt uns geradeaus der Düssel entlang, bis wir auf der ersten Fußgängerbrücke die Düssel überqueren und geradaus durch ein Kleingartengelände in die Heckteichstraße gelangen.

Siedlung Burghof

Hier befinden sich die wohl schönsten Gebäude der Glashüttensiedlung, der kleine und der große Burghof. 1904 bis 1906 entstanden diese wie eine Burg (daher auch der Name) jeweils um einen Hof gruppierten, mit vielerlei architektonischem Zierrat und viel Liebe zum Detail versehenen Häuser für die Meister und Beamten der Glashütte. Wir bekommen einen Eindruck von der nach wie vor sehenswerten, da liebevoll renovierten Siedlung beim Gang nach links durch die Heckteichstraße, dann nach rechts durch die Paulinenstraße und erneut nach rechts durch die Höherhofstraße, bis wir wieder am S-Bahnhof angelangt sind. Auch ein Abstecher in die Seitenstraßen ist durchaus noch lohnenswert. Am S-Bahnhof gelangen wir durch die Fußgängerunterführung oder über den benachbarten Fußgängersteg wieder auf die andere Seite der Bahn.

Geradeaus geht es nun durch die Heyestraße, zur linken die Glashütte. Im Vordergrund, dort wo bis vor kurzem noch Produktions- und Lagerhallen standen, wird nun Platz gemacht für eine neue städtebauliche Entwicklung.

Heyebad

An der nächsten Kreuzung - vor einem 1940/41 von französischen Kriegsgefangenen erbauten Hochbunker - biegen wir links in die Torfbruchstraße. Das auf der rechten Straßenseite liegende, heute als Kinderhort genutzte "Heyebad" ist wurde bis 1970 noch von den Bewohnern der Glashüttensiedlung rege benutzt, die in ihren Häusern kein eigenes Badezimmer hatten. Es wurde 1902 errichtet und bildete zusammen mit dem mittlerweile abgerissenen, 1879 erbauten und bereits nach wenigen Jahren wieder aufgegebenen Bahnhof einer zweiten Eisenbahnlinie (die so genannte "Rheinische"), einen Bestandteil des Volksgartens.

Nach dem Heyebad biegen wir rechts in die Büdingenstraße ab, am Lokal "Haumann" vorbei, das früher ein beliebter Treffpunkt der Glasarbeiter und ihrer Organisationen und Parteien war und auch ein Kino beherbergte. Auf der linken Straßenseite finden wir weitere - inzwischen recht modern gestaltete - Werkswohnungen, die Siedlung Nachtigall. In den Dreizimmerwohnungen hausten Familien mit 10 oder mehr Personen, hinter den Häusern Plumpsklos, Ställe und Gärten.

Ein Fußweg führt uns durch die Siedlung durch zum Pilgerweg, den wir nach rechts bis zu seiner Einmündung in die Heyestraße gehen. Dort befindet sich auf der anderen Straßenseite die evangelische Gustav-Adolf-Kirche und die Ferdinand-Heye-Schule. Bis zur Errichtung dieser beiden Gebäude mußten die zumeist evangelischen zugewanderten Glasarbeiter bis nach Erkrath laufen, um eine Kirche oder eine Schule zu finden, im katholischen Alt-Gerresheim fanden sie keinen Anschluß. So spendete Ferdinand Heye 1867 der Stadt Gerresheim eine stattliche Summe mit der Auflage, die Schule (1868 eröffnet) und die Kirche (1876 geweiht) zu errichten.

Bevor wir nach der Schule rechts in die Dreifaltigkeitsstraße einbiegen, sollten wir auf der linken Seite noch die 1892 als Fabrikantenwohnsitz erbaute "Villa Poggfred" anschauen, die aufgrund ihres außergewöhnlichen Baustils unter Denkmalschutz steht.

Evang. Gemeindehaus

An der Einmündung der Vereinsstraße (die wir dann nach rechts weiter gehen) in die Dreifaltigkeitsstraße stand früher die Seidenweberei Gressard, in der viele Frauen und Töchter der Glasarbeiter beschäftigt waren. Viele schöne Bürgerhäuser mit detailreichen Fassaden stehen entlang der Straßenzüge in diesem Viertel. Ins Auge springt auf der rechten Straßenseite der Vereinsstraße das evangelische Gemeindehaus, das ebenfalls mit einer Spende der Familie Heye errichtet wurde, um "der gepflegten Geselligkeit im Gemeindeleben" zu dienen und damit auch "subversiven Umtrieben der Sozialdemokraten" entgegen zu wirken.

Wir gehen nun links durch die Hardenbergstraße bis zur Quadenhofstraße, wo wir rechts abbiegen und schließlich wieder an die Morper Straße gelangen. Dort wenden wir uns nach links, um wieder zum Naturfreundehaus zu kommen.

 
Quellen: Skrentny, Werner: Im Reich des Glaskönigs: Dunkles Zimmer, Roter Platz; in: Düsseldorf zu Fuß, VSA-Verlag 1989
  Kulturkreis Gerresheim, Grafenberg und Hubbelrath e.V. (Hrsg): Rundgang durch das südliche Gerresheim im Bereich der Glashütte, 1997
 
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