Wandervorschläge ums Naturfreundehaus Gerresheim

Höfe und Mühlen um Gerresheim

von Werner Geese, Düsseldorf

Wanderzeit: ca. 5,5 Stunden

Eine Wanderung zu den Höfen und Mühlen unweit des Naturfreundehauses Gerresheim zeigt uns neben der eigenen Geschichte dieser Plätze immer wieder die enge Verbindung zum Stift Gerresheim (Gerricus-Stift). Für die adeligen Fräulein waren Zehnt und Renten dieser Höfe eine prächtige Einnahmequelle. Abgaben erhielten sie noch von vielen anderen Gütern in näherer und weiterer Umgebung, die wir heute nicht besuchen werden. Erst erfolgte die Abgabe in Naturalien, dann in Geld oder in beidem. Es gab den Großen Zehnt (Naturalien von Getreide und Wein(?), den Schmalzehnt (aus Gemüsefeldern und Gärten) und den Fleischzehnt (von jungem Vieh). Es gab Früchterenten (aus Getreide), Ungelrenten (aus Talg) und Wachsrenten. In Wirklichkeit gab es noch wesentlich mehr Zins- und andere Abgaben.

Von Bedeutung bis auf den heutigen Tag blieben jedoch nur die Höfe, die neben der Landwirtschaft noch Fischereirechte besaßen oder Korn oder Ölsaaten mahlten.

Unser Weg führt uns vom Naturfreundehaus Gerresheim zur Morper Straße hinunter, doch wir gehen zuerst kurz nach links durch die Unterführung zur Dammer Mühle. Das heutige Gebäude existiert erst seit 1890. Es war nach einem Brand im Jahre 1885 neu aufgebaut worden. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus 1324. In dieser Urkunde wird einem Ehepaar das Anwesen für 7 Mark Jahreszins verpachtet. Die Dammer Mühle war ein zinspflichtiges Lehensgut des Stiftes Gerresheim.

200 Jahre lang gehörte die Mühle dem Derner Hofgericht an. Dem ersten aller Stiftshöfe Am Großen Dern unterstanden, wenn es sich um die Gerichtsbarkeit handelte, über 100 Höfe, allein 25 im Gerresheimer Gebiet. Auch mussten der Zehnt und alle Abgaben an den Großen Dern geleistet werden. Anfang des 15. Jahrhunderts hatten sich aber schon viele Familien freigekauft und standen in keinerlei Abhängigkeitsverhältnis mehr zum Derner Hof. Der Zins für die Ausübung des Hofgerichts hatte bis dahin 30 Solidus (Schilling) betragen. Lange Zeit ist die Dammer Mühle Korn- und Ölmühle gewesen. Nach dem Brand 1885 ging das Anwesen in den Besitz des Duisburger Großindustriellen Wilhelm Grillo über. Seit Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts bewirtschaftet die Familie Keens die Mühle.

Wir gehen jetzt zurück nach Westen bis zur Straße Im Brühl, folgen dieser Straße über die Rampenstraße hinweg und erreichen über den Höherhofweg den Höher Hof. Vom Höher Hof - direkt neben dem Spaltwerk gelegen, das die Düssel in den nördlichen und südlichen Arm teilt - erfahren wir, dass die erste Urkunde aus dem Jahre 1448 datiert. Heyn in der Ludenberg und Frau Agnes kauften den Ludenberger Hof und stellten dem Verkäufer Hof und 1 Morgen Land beim Höher Hof als Unterpfand. Beinahe hätten sie die Pfänder nicht zurückerhalten, da sie mit der Zahlung an den vorherigen Besitzer in Rückstand gerieten. Zehntpflichtig an das Stift Gerresheim waren u.a. 5 Morgen Land beim Hof.

Heute ist der Höher Hof ein Reiterhof. Auf den umliegenden Weiden tummeln sich viele Reitpferde. Unser Weg führt uns jetzt an der Düssel entlang nach Osten bis zur Glashüttenstraße, dort halten wir uns rechts und weiter bis zur BushaltestelleKnuppertsbrück; hier biegen wir in den Gödinghover Weg ein.

Nach wenigen Metern links treffen wir auf den Hof Buschkothen (Buscher Hof). Heinrich Biesenbach, Düsseldorfer Schriftsteller, der mehrere Bücher mit Themen aus der näheren Umgebung geschrieben hat, nennt in seinem bekanntesten Buch „Das Stiftsfräulein von Gerresheim'' einen Peter Jumperts, der Anfang des 16. Jahrhunderts dort gewohnt haben soll. Urkundlich ist das aber nicht gesichert. Datierungen über den Hof vor 1500 sind nicht vorhanden. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts war der Buscher Hof schatz- und steuerbar an das Gerricus-Stift. Der Hof wurde mit einem Pferd gepflügt, und das bedeutete, dass er ca. 30 Morgen groß war.

Nach weiteren ca. 500m führt uns der Weg im Bogen um den Hof Klein Düssel herum. Zusammen mit Groß Düssel (existiert nicht mehr) gehen die ersten Erwähnungen im Heberegister der Äbtissin Guda auf die Jahre 1290-1300 zurück. In der Derner Hofgerichtsakte wird Anfang des 14. Jahrhunderts ein Jahreszins von 18 Denaren aufgeführt. Aus einem Pfund Silber prägte man zu dieser Zeit 240 Denare/Pfennige. Einer der Eigentümer in dieser langen Hofgeschichte ist ein Johann zu Pempelfort, dem auch die Pixmühle (existiert nicht mehr) gehörte.

Weiter geht unser Weg. Links begleitet uns die Düsselaue und rechts ein Hanghochwald bis Gödinghoven. Der heute noch große Hof wurde bereits 1670 mit 3 Pferden gepflügt, was einer Größe von ca. 80-100 Morgen entsprach. Den ersten Urkunden nach gehörte das Gut dem Dürener Bürgermeister Meinhardt. Obwohl Gödinghoven eigentlich zu Haus Morp gehörte, waren die späteren Eigentümer/Pächter mehr nach Erkrath orientiert. Das mag daran gelegen haben, dass man zur damaligen Zeit bessere Wege nach Erkrath als nach Haus Morp und Gerresheim hatte.

Eingang von Haus Morp

Nach der Überquerung der Düssel folgen wir dem Morper Bach bis zur Straße und stehen vor der stattlichen Hofanlage Haus Morp. Dieser geschlossene Hof gleicht einer Burg und dient nach umfangreicher Renovierung als Atelier.

Bereits 1144 wird das Haus in einer Urkunde mit dem Namen Morafa, was soviel wie Moorwasser bzw. fließendes Wasser bedeutet, erwähnt. Die Endung -afa oder -apa begegnet uns auch in den Namen Grütersaap oder Aaper Wald. Der Zehnt an das Stift Gerresheim wurde bis zur Säkularisierung 1803 gezahlt. Die zahlreichen Ländereien des Hofes wurden mit 4 Pferden gepflügt. Ein Name ist sehr stark mit Haus Morp verbunden. Es ist dies seit 1306 der Name der Familie von Winkelhausen. (Stammhaus an der Anger bei Rahm). Erst 1730 erlischt dieser Name, und neue Eigentümer werden genannt. Jetzt ist der Hof nur noch 33 Morgen groß und konnte von einem Mann und einem Pferd gepflügt werden.

Wir wandern weiter den Rotthäuser Bach aufwärts, unterqueren die Bahnstrecke der Regiobahn. Wenige Meter hinter dem Tunnel biegt rechts ein Hohlweg ab, es handelt sich um den Mauspfad, einen alten Handelsweg. Wir aber folgen dem Wirtschaftsweg nach Papendell. Die älteste Erwähnung dieses stattlichen Hofes stammt aus dem Jahre 1462. Hier wird ein Hermann opper Papendell genannt. Von 5 Morgen seines Landes musste der Besitzer den Zehnten der Äbtissin des Gerricus-Stiftes abgeben. Im Jahre 1760 wurde der Hof mit 3 Pferden gepflügt. Das entsprach der Größe eines Herrenhofes von ca. 100 Morgen. Einige Fischteiche, vom klaren Wasser des Rotthäuser Baches gespeist, rundeten einen Besitz ab, den man als wohlhabend bezeichnen kann.

Heute wird der Hof, zu dem auch 2 Karpfenteiche gehören, von der Familie Wilhelm Becher bewirtschaftet. Zum Schutz vor der Feuchtigkeit bestehen die Grundmauern des Wohnhauses aus meterdicken Wänden. Der Hof selbst kann nicht mehr durchwandert werden. So wandern wir zwischen den Fischteichen hindurch den Hang hinauf, um bei nächster Gelegenheit wieder hinunter ins Tal zu kommen.

Noch heute ist das Land im als Natura-2000-Gebiet ausgewiesenen Rotthäuser Bachtal sumpfig. So wachsen hier im Frühsommer am Bachlauf Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Orchideen (Dactylorhiza maculata) und der Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateja).

Vor den beiden Höfen Groß- und Klein Reutersberg biegen wir in den Weg nach links ein, der etwas ansteigt. Laut Zehntregister der Abtei Gerresheim erscheint der Name Reutersberg, auch Rüttersberg genannt, bereits um 1508. Wie auch in Papendell wurde hier der Rotthäuser Bach zu Teichen gestaut. In früherer Zeit galt die Fischzucht als ein bedeutender Broterwerb. Es gab damals schon strenge Bestimmungen für die Ausübung der Fischerei. Heute kann man auf den umliegenden Hängen Graureiher beobachten, die versuchen, sich ihre Beute zu holen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts hatte der Hof eine Größe von 24 Morgen, die mit einem Pferd gepflügt wurden. Außerdem gehörten noch verschiedene Morgen Busch und 'Buschbanden' dazu.

Weiter geht es auf dem anschließenden Wirtschaftsweg bis zur Straße Rotthäuser Weg und über die Straße in den von Gerresheim heraufführenden Hohlweg hinein. Dieser führt uns zwischen steilen, mit Buschwerk und Wald bestandenen Böschungen hindurch bis zu einem schmalen Weg (vor der großen Wegbiegung), der uns steil nach oben auf den jetzt nach Gerresheim abfallenden Höhenzug bringt.

Von dem oberen Weg aus haben wir im Winter und im Frühling einen schönen Blick auf Alt- und Neu-Gerresheim. Hauptblickpunkte sind die Basilika St. Margareta und der Quadenhof. Dem nach Gerresheim abfallenden Weg folgend kommen wir an einem Wiesenstück vorbei und erreichen den Gerricus-Pütz, einen sagenumwobenen Platz mit einer ehemaligen Heilquelle. In dem früheren, dahinter liegenden Bunker (Felsenkeller) sind im 2. Weltkrieg zahlreiche Bürger umgekommen, woran eine Gedenktafel erinnert.

Am unteren Rand der Wiese entlang geht es zurück und nach 50 m links auf einen Weg, der abermals nach 50 m nach rechts steil in den Wald hinein führt. Wir folgen dem Weg bis zum Feldrand (ehemaliger Fernsehturm). Weiter nach rechts, den Hohlweg (Balderweg) überschreitend, folgen wir dem Pfad am Waldrand. Hier ist man jetzt am Zaun der neuen Waldfriehofsanlage angelangt, geht durch das Tor und quert den Rotthäuser Weg nach rechts. Nach 50 m, links dem Friedhofszaun folgend, führt der Weg leicht abwärts in die Senke. Bald darauf steigt er wieder an und führt uns am Friedhofstor vorbei zu einem nach links hinabführenden Weg (N-Markierung), der uns zurück zum Naturfreundehaus bringt.

Skizze des Wanderweges
 
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